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Im Blick: Migrationserfahrungen

Alles hinter sich lassen, in einem neuen Land ankommen – das ist schwer genug. Doch oft kommen im Alltag auch noch Rassismus und Diskriminierung hinzu. Wie Menschen in Deutschland und Frankreich mit solchen Erfahrungen umgehen, haben die Sprachzeitungen in diesem Monat im Blick.

Die aktuelle Ausgabe der Presse und Sprache stellt im Artikel „‚Ketchup, Mayo und Ajvar'“ die Wiener TikTokerin Toxische Pommes vor, die in ihren satirischen Clips über Rassismus im Alltag, Balkanklischees und konservative Tendenzen in Österreich spricht. Die promovierte Juristin hat nun auch ihren ersten Roman veröffentlicht: Ein schönes Ausländerkind. Man kann vermuten, dass sie darin auch eigene Erfahrungen verarbeitet, denn sie selbst kam als Kind aus Kroatien nach Österreich und weiß, wie schwer es sein kann, in einem neuen Land anzukommen.

Um die Erfahrung der „Zweiten Generation“ von Gastarbeiter:innen geht es im Artikel „‚Das heutige Kreuzberg ist wie eine fremde Stadt für mich'“. Darin schildert der Sohn eines türkischen Gastarbeiters, wie seine Sprache abgewertet wurde und wie er immer wieder auf seine Herkunft reduziert wird. Nachbohrende Fragen, wo er „wirklich“ herkomme, sind für ihn „grenzüberschreitend“ und führen zu einer Entfernung.

Den Schritt zu einer tatsächlichen räumlichen Entfernung gehen immer mehr muslimische Französinnen und Franzosen. Der Artikel „Ces Français musulmans qui s’expatrient“ in der aktuellen Ausgabe der Revue de la Presse schildert, dass immer mehr von ihnen Frankreich, das oft ihr Geburtsland ist, nach Jahren der Diskriminierung hinter sich lassen und ins Ausland gehen. Dort erfahren sie oft einen sozialen Aufstieg, ohne ihre Identität negieren zu müssen. Die Sprache und die Gepflogenheiten ihres Heimatlands begleiten sie weiterhin, doch Zurückkehren ist keine Option. Zu schwer wiegen die Erfahrungen der Diskriminierung.

Davon zeugt der Artikel „Comment le kebab est devenu un symbole du clivage politique en France“. Er zeigt auf, dass der Döner in Frankreich immer mehr zur Zielscheibe der extremen Rechten wird. Sie verwüsten Dönerbuden und beschmieren sie mit Hakenkreuzen und feinden die Inhaber:innen an. Auch Politiker:innen der rechten Parteien machen sich das Thema zunutze, da sie in der Erfolgsgeschichte des Döners eine angebliche Islamisierung Frankreichs zu erkennen meinen.

Foto: Pixabay